April 2017: Und wieder sucht die SPD ihren Markenkern. Kurzzeitig glaubte man der große (eigentlich der kleine) Charismatiker Martin Schulz würde im Alleingang die sozialdemokratische Welt retten.
Dann hat man sich aber statt für „Gerechtigkeit“ für eine möglichen Koalition mit der FDP entschieden und das war`s: Gerechtigkeit – noch dazu soziale – und die FDP ? Schon gehen den Umfrageergebnissen der Sozen die Luft aus und die Kanzlerin ist im direkten Vergleich wieder vorne.
Selber Schulz! Wenn man`s sowieso ganz sicher verkacken will, weil das mit dem Regieren ja auch echt schwierig ist, hätte man ja auch Hein Blöd zum Kanzlerkandidaten machen können. SAUERUNDKOHL gehen in die Politikberatung!
April 2016: Die SPD ist auf der Suche nach ihrem Markenkern. Sie scheint ihn verloren zu haben.
Gemerkt hat sie das daran, dass sie keiner mehr wählt,- zumindest nicht mehr viele, wenn nicht Persönlichkeiten wie Malu Dreyer den Markenkern ersetzen.
Die brand essence – wir bewegen uns ja hier im amerikanisch geprägten Marketing – ist „ a phrase that communicates the fundamental nature of a trade name …“ – A h ja: „A phrase“ und hat viel mit der unique selling proposition (USP) zu tun. Also damit, wie man sich am besten verkauft..
Parallel dazu merkt die ehemalige Partei der kleinen Leute jetzt, dass die unter einer SPD geführten Regierung durchgezogene Rentenreform bei den kleinen Leuten in wachsendem Maß zu Altersarmut führt und, dass ein immer stärkeres Auseinanderklaffen von Arm und Reich auch nicht gerade ein gelungener Leistungsnachweis für eine Partei ist, die früher mal für den „sozialen Ausgleich“ stand.
Mitunter hört man, dass mit dem Aussterben der Arbeiterklasse auch das Klientel der SPD und dann eben, als Spätfolge, die SPD selbst fast zwangsläufig den Löffel abgeben musste. Allerdings sind nur aus der geringsten Zahl von Arbeitern Couponschneider und Manager geworden: Die meisten arbeiten weiterhin,- jetzt in Call Centern und verdienen am „Dailer“ wie sprechende Legehennen ihr Geld im Accord oder verpacken für Internetkonzerne, die es tunlichst vermeiden, in den Ländern, von deren Kaufkraft sie profitieren, Steuern zu zahlen. Da wären doch ein paar USPs ?
Die brand management Berater haben hier ein breites Aufgabenfeld und schon lange die ersten Vorarbeiten geleistet, denn das Gespenst des Markenkerns geht schon länger um in der SPD.
In einem Papier aus dem Jahr 2010 der Kommission Grundwerte der SPD
https://www3.spd.de/spd-webapp/servlet/elementblob/10525599/content
konstatieren die Verfasser schon „Die SPD bleibt Volkspartei“. Weiter schreibt die Kommission Grundwerte damals schon
„Die Verteilungsspielräume einer expansiven Sozialstaats- und Staatsinterventionspolitik, die von den fünfziger Jahren bis Ende der siebziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Grundlage einer politischen Integration aller Gesellschaftsschichten durch Teilhabe am wachsenden gesellschaftlichen Reichtum war, sind entfallen und flexiblen, oft prekären Berufswegen gewichen. Die Kürzung sozialstaatlicher Leistungen verstärkt den Eindruck einer einseitigen Abwendung der Volksparteien vom Sozialstaatskonsens.“ Und weiter:
„Die unteren Schichten sind weiterhin der materiellen und sozialen Verschlechterung ihrer Lage ausgesetzt. Die Verluste der Volksparteien rühren vom Verlieren und Verfehlen dieser Wähler Schichten her.“
Folgende Schlüsse werden daraus gezogen
– „Die SPD muss wieder parteiischer werden“ … (das ist ihr seit 2010 nicht gelungen)
– „Vor allem streichen wir das Wort „alternativlos“ aus unserem Wortschatz!“ (Das auch nicht)
Es folgen noch die Punkte 3 und 4, die auch nicht viel erhellender sind, als die Erstgenannten.
Danach analysiert die Kommission Grundwerte erstmal – marketingtechnisch durchaus korrekt – ihren Markt. Welche Zielgruppen gäbe es denn? Wie groß sind diese? Wie kann man diese identifizieren und ansprechen? Bei der Zielgruppenansprache und der Kommunikationspolitik wird es dann aber schon eher vage …
Konsequent folgen wird sicher ein rebranding, eine Neudefinition des USP, eine SWOT Analyse, Vision, Mission und Strategie (besser strategy) werden erneuert (reshaped). Auf den roll out darf man darf gespannt sein, kann es aber auch lassen.
Die SPD scheint die Werte verloren zu haben, die Sie fast 150 Jahr begleitet haben. So, als wäre für diese Werte kein Platz mehr, denn, noch ein Zitat aus dem Papier der Kommission :
„Die Internationalisierung von Kapital und Wirtschaft setzt nationale Regelungen in Sozial- und Beschäftigungspolitik nachhaltig unter Druck.“ Und diesem Druck hat die SPD in beeindruckender Weise n i c h t Stand gehalten.
Stattdessen hat sie jetzt einen Markt zu bearbeiten.