Wir fordern: Käfighaltung für Staatssekretäre !

Vom Huhn – wir konzentrieren uns heute auf das Legehuhn, mit dem Brathuhn beschäftigen wir uns später – wissen wir aus dem frühen deutschen Schlager, dass es niemals ins Büro muss, nicht viel zu tun hat, außer Eierlegen, und seine Produktionsleistung besonders gerne am Sonntag erbringt, weil es da „sogar 2“ Eier legt. Auch hier ähnelt das Huhn dem Menschen nicht.

Das Huhn muss häufig unter wenig erbaulichen und beengten Bedingungen leben und produzieren. Das nennt man Legebatterie oder Massentierhaltung. Auch der Mensch produziert und lebt mitunter in wenig erbaulichen Bedingungen. Das heißt dann Großstadt (beengt) oder Callcenter (beengt und wenig erbaulich). Von Massenmenschhaltung wird hingegen eigentlich nie gesprochen.

In der Großstadt verbringt der Mensch seine Zeit mit U-Bahn fahren, im Stau stehen und der Pflege seiner Neurosen. Ob Hühner Neurosen haben, ist nicht bekannt, aber bei den dargestellten Arbeitsbedingungen wahrscheinlich. Das Huhn reagiert auf die Arbeitsbedingungen dadurch, dass es Feder verliert. Das kann der Mensch nicht, weil er keine hat. Er streikt gegebenenfalls oder bekommt einen burn out.

Während das Huhn vom Menschen ausgebeutet wird, beutet sich der Mensch nicht mehr selbst aus. Das war früher und hieß“ Manchesterkapitalismus“. Heute wird der Mensch als Produktionsfaktor effizient eingesetzt.

Das ist etwas grundlegend anderes, wird auch als „optimale Allokation der Ressourcen“ bezeichnet, und ist richtig, weil es wirtschaftlich rational ist.

Wenn ein Huhn keine Eier mehr legt, bekommt es einen Stromschlag und wird dann weiterverwertet. Der Mensch kann unter eher normalen Bedingungen so bis sechzig arbeiten, muss dann aber weitermachen wegen der Rente. Einen Stromschlag bekommt er nach Ende seines Produktionslebens bisher nicht.

Auf Stress reagieren Mensch und Huhn gerne mit Herzversagen. Beim Huhn ist das schlecht wegen der Produktionsleistung, die dann unerwartet abbricht. Beim Menschen ist das wegen der Rentenkasse und aus volkswirtschaftlicher Sicht ein sehr interessanter Weg.

Grundsätzlich hat das Huhn eine sehr kurze Ausbildungszeit. Es beherrscht die auszuübende Tätigkeit früh und ohne Anleitung. Beim Menschen erfordert es hingegen eine kostenintensive und lange Anlernphase bis er, sagen wir mal, als Staatssekretär oder Gartenbaugehilfe seiner Tätigkeit nachgehen kann.

Der Beitrag zur gesamtwirtschaftlichen Wohlfahrt ist bei Hühnern und Gartenbaugehilfen unzweifelhaft. Auch von Staatsekretären ist bekannt, dass sie keine Eier legen können und fast immer in Großstädten leben. Die Bewertung ihrer Produktionsleistung wird zumeist postum vorgenommen und fällt in der Regel ernüchternd aus. Im Gegensatz zu Huhn und Gartenbaugehilfe geht der Staatssekretär früher in den Ruhestand oder in die freie Wirtschaft. Dort wirkt er unter hohen Bezügen netzwerkend und heilsbringend.

Während ein Huhn so circa 280 Eier pro Jahr legt, schafft ein Staatssekretär in diesem Zeitraum durchschnittlich 160 Aktennotizen und die Mitwirkung an zwei Gesetzesvorlagen1).

In Deutschland gab es 2016 ca. 40 Millionen Hühner, die immer mehr in Bodenhaltung und weniger im Käfig arbeiten und 12 Milliarden  Eier legten. Laut dem Bund der Steuerzahler gibt es aktuell 35 Parlamentarische Staatssekretäre – jetzt sind es noch ein paar mehr geworden –  und weiter eine  ganze Reihe beamteter Staatssekretäre, die  in Großstädten leben.  Diese stehen sich laut dem Bund der Steuerzahler ständig gegenseitig im Weg und das führt zu „Rangeleien und Komplikationen“ und ist außerdem teuer.  Eine Käfighaltung bei Staatssekretären könnte derartige Rangeleien vermeiden helfen, ist aber dennoch nicht vorgesehen.

Die meisten Staatssekretäre gibt es in Berlin. Das ist aber nicht der Grund, warum Berlin besonders arm, nachlassend sexy und führend im Bereich vergeigter Großprojekte  ist; könnte zur Erklärung aber signifikant beitragen. Seit September es in Berlin auch noch mehr Bundestagsabgeordnete, die nicht in Käfighaltung gehalten werden, keine Eier legen und auch mitunter neurotisch sind. Auch bei Neurosen liegt Berlin deutlich vorn. Dafür gibt es in Berlin auffallend wenig Hühner. Brathühner gibt es dort schon, aber damit wollen wir uns, wie bereits oben gesagt, später beschäftigen.

Vgl.: Bong, Hans-Jürgen: Die Leistungsbeurteilung bei Staatssekretären; Schriftenreihe für das gesamte Formularwesen, 11/2015; S. 233 bis 235